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3 Wochen statt 3 Jahre?

Zwei Juristen – drei Meinungen. Diese „Weisheit“ kann man auch als Aprilscherz begreifen – oft ist es so weit jedenfalls nicht von der Realität entfernt. In der Talkshow von Maybrit Illner ging es am Donnerstag noch einmal um das Thema Uli Hoeneß und der Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate nutzte die Sendung für eine steile These: Bereits nach drei Wochen sieht er den ehemaligen (und bald wieder?) Manager des FC Bayern München im Freigang.

Vom ersten Tag der Verbüßung seiner Haftstrafe könne Hoeneß nach Ansicht von Strate auf Freigang hoffen. Wolfgang Kubicki, ebenfalls Talkgast bei Illner, rechne erst nach 3-4 Monaten mit Verzugslockerungen. Sollte das Bayrische Strafvollzugsgesetz für den ew’gen Ehrenbürger überhaupt anwendbar sein, gälte nach der Verwaltungsvorschrift zu Art. 13 BayStVollzG:

Für Freigang und Ausgang ungeeignet sind in der Regel auch Gefangene, die sich im geschlossenen Vollzug befinden und gegen die bis zum voraussichtlichen Entlassungszeitpunkt noch mehr als 18 Monate Freiheitsstrafe zu vollziehen sind. Ausnahmen können zugelassen werden, wenn besondere Umstände vorliegen; die Gründe hierfür sind zu dokumentieren.

Gutshof Rothenfeld: Haftanstalt mit „gehobenen Ansprüchen“

Natürlich ist Hoeneß ein Ausnahmegast, der Münchener „Merkur“ sieht ihn bereits in der Haftanstalt für „gehobene Ansprüche“ logieren. Denn die JVA Landsberg hat noch eine Außenstelle in Rothenfeld nahe Andechs am Ammersee, die Fremde eher für einen „idyllischen Gutshof“ und „herrschaftliches Gemäuer mit Kirchturm“ halten.

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Die JVA Landsberg-Außenstelle in Rothenfeld // Foto: I. Berger (CC BY-SA 3.0)

Die Anlage war früher Sommersitz der Herren von Andechs, dann ein Hof für Champignon- und Pferdezucht – der „Mekur“ nannte sie einst „Ein Gefängnis mit Aussicht“. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Hauptgebäude und die Anstaltskirche von 1907 mit bemerkenswerten Jugendstilfenstern aufwendig restauriert. Auch wenn es also länger als drei Wochen dauern sollte bis Uli Hoeneß nur noch zum Schlafen in die Haftanstalt kommt – man könnte schlechter „wohnen“.