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Was macht eigentlich … Richter Gnadenlos?

Einst war Ronald Barnabas Schill eine schillernde Persönlichkeit und weit über den Hamburger Justizbetrieb hinaus bekannt. Zu dieser Zeit trat er häufig in der Presse und auch im Fernsehen auf, wobei er stets eine härtere Bestrafung von jugendlichen Wiederholungstätern forderte und ein von ihm behauptetes „Kartell strafunwilliger Jugendrichter in Hamburg“ anprangerte. Die Boulevardpresse feierte ihn aufgrund seines Engagements und seiner harten Strafen (nahezu ausnahmslos in nächster Instanz wieder aufgehoben) als „Richter Gnadenlos“.

Nach mehreren Querelen und einer Anklage wegen Rechtsbeugung wurde Schill dann bald zum Landgericht „wegbefördert“ und bearbeitete dort fortan Mietsachen – allerdings nicht mit sehr großem Elan, wie mir von einem damaligen Richterkollegen berichtet wurde. Lediglich ca. zwei Akten im Monat (!) wurden von ihm einem Ergebnis zugeführt, so dass im Landgericht der Sekt entkorkt wurde, als er in die Landespolitik wechselte.

Das ist wohl zugleich eines der dunkelsten Kapitel der Hamburger Politikhistorie. Im September 2001 erhielt die von ihm im Jahr zuvor gegründete „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ bei der Bürgerschaftswahl ganze 19 % der Wählerstimmen und wurde unter einer Koalitionsregierung mit CDU und FDP zum Innensenator und Zweiten Bürgermeister unter Ole van Beust ernannt.

Schließlich brachte er sich selbst recht schnell wieder um „Amt und Würden“, als er dem Ersten Bürgermeister unterstellte, seinen ehemaligen Lebensgefährten zum Justizsenator gemacht zu haben und wurde im Dezember 2003 sogar aus seiner eigenen Partei ausgeschlossen. Er setzte sich nach Südamerika ab und tauchte nur medial wieder auf – mit einem Internetvideo, dass ihn auf einer Party mit weißem Pulver zeigte (Zucker vom Zuckerhut war es jedenfalls nicht).

Von dem einstigen Glamour ist nicht mehr viel übrig. Ich war erstaunt, dass es Ronald Barnabas gestern als Topmeldung in das „RTL Nachtjournal“ gleich zu Beginn der Sendung schaffte. Der Kölner Sender hatte sogenannte „Reporter“ in die Favelas von Rio de Janeiro geschickt, um ihn dort aufzuspüren. Viel mehr als einen flüchtigen Blick konnten sie nicht erhaschen und wussten nur zu berichten, dass der Amtsrichter und Innensenator a.D. im Armenviertel ein Haus gekauft hat von seiner Pension (knapp 1.500 Euro) lebt.

Offensichtlich ist die Party an der Copacabana nun zu Ende …

 

Hier geht es mit Richter Gnadenlos weiter:
Zieht Richter Gnadenlos in den Promi Big Brother Container? und Seitensprünge im Gericht

 


15 Kommentare zu “Was macht eigentlich … Richter Gnadenlos?

  1. Eine Schande, wie man ihn behandelt hat und noch behandelt. Herr Schill hat endlich einmal klare Worte gesprochen über die Mißstände in diesem Land, Kein anderer Politiker hat oder hätte dazu den Mut. Aber die guten Politiker werden ja eh‘ alle eliminiert, man findet halt Gründe, wenn man sucht. Glauben Sie, Trittin und Konsorten haben reine Westen, aber da verschwinden alle Missetaten unter dem Deckmäntelchen des Schweigens.

    • herr schill hatte ja auch gute seiten,half dresden bei der flut 2002.aber die menschen vergessen schnell —wir in dresden nicht—-.aber man kann auch menschen nieder machen.

    • Schon erstaunlich, welche Animositäten die Erwähnung des guten Herrn Schill – die Favela habe ihn selig, Gott gebe ihm seine Pülverchen – so auslöst. Ja ja, ein paar mehr Schills und das Land läge gaaaanz weit vorn. Die Auflage der „Bild“ wäre auch wieder höher. Alles wäre viel besser.

  2. Roland Schill MUSS zurück kommen. Ja, er war nicht perfekt oder sogar Opfer einer provokation,
    aber derzeit Deutschland braucht Reformen und solche Menschen, wie Er, können viel GUTES für unsere System machen.

  3. Bitte – direkte Nachweis. Mein Kommentar muss zuerst durch Moderator freigegeben werden.
    Wo ist im GrundGesetz festgesicherte – Meinungsfreicheit?

  4. „… und wußten nur zu berichten …“ ist gut. Das ist doch mal ein netter Vorgeschmack darauf, was sich sonst noch tun wird, wenn in der Welt der Richter nicht mehr viel schillert. Was los ist im deutschen Rechtssystem, wurde nun endlich mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt mit den Ereignissen zum Fall Gustl Mollath. Und hier zeigte sich nur die Spitze vieler schillernder Eisbergspitzen …

    Nachdem auch die Gesichtserkennungsprogramme immer besser werden, die dann auch mal mit entsprechenden Morphing-Features teure Gesichtsoperationen nach 10 Jahren Alterungsprozess erkennen werden, dürften nicht nur Favelas Zulauf bekommen, wenn dem vielen kleinen Volksherrscher bewußt wird, wieviel Einfluß die mächtigste Macht im Rechtsstaat Deutschland hat und was sie damit alles anrichtete …

  5. @Strafakte.de

    Schlimm an seichten Reaktionen innerhalb der im Internet angebotenen großen Wände und Filzstifte ist, daß meist nur zuletzt Hingeschmiertes wahrgenommen wird. Leute, denen daran liegt, die allgemeine Oberflächlichkeit zu durchbrechen müssen dann Zeit aufwenden, um dem „Plädoyer-Effekt“ eins auszuwischen – im wahrsten Sinne.

    Mich erstaunt, daß es noch so viele Hintenrumkräfte gibt im Rechtsstaat Deutschland, die gegen juristischenkritische Engagements stänkern. Meist mit einem Verhalten, das keines Juristen würdig ist. Wei schnell sich wohl was ändern würde, sollte die letzte Justitia der BRD wieder im Mohrensträßle 37 residieren? Auf abgeordnetenwatch.de hat Brigitte Zypries kürzlich folgendes hinterlassen:

    „In jüngster Zeit haben sowohl die NSU-Affäre als auch der „Fall Mollath“ jeweils eine Vielzahl an Fehlern und Versäumnissen auf allen Ebenen unserer Sicherheitsbehörden offenbart. Das Vertrauen der Bevölkerung in Polizei und Justiz ist zu Recht schwer geschädigt. Eine Aufklärung und Aufarbeitung der Geschehnisse ist in den genannten Fällen ebenso notwendig, wie anschließende institutionelle Reformen des Sicherheitssektors. Das ist das Ziel der SPD – und dafür setzte auch ich mich ein.“

    Das ist bemerkenswert, zeigte doch die bisher überall präsente Mauer um das Kompetenzmonopol der Juristen zum Schutz aller Juristentaten noch keine Risse … – Man könnte ja beinahe schon Hoffnung entwickeln, daß es unserer Gesellschaft bald besser geht.

  6. Ich wollte die ehemals versammelten Herrschaften nur mal daran erinnern, welchen Beruf Hr. Schill hatte, wie er mit Angeklagten umging und was er entgegen seinem Geschwätz, selbst getan hat…..das war nicht nur etwas Koks nehmen.

    Zudem wissen wir aus den USA das härtere Strafen 0 Angst vorm Knast machen. Die Knäste dort sind übervoll!

    Abgesehen davon, so hoffe ich, wird Hamburg-Fulsbüttel nicht plötzlich einen Fanclub für den Aushilfs-Adolf gründen….hätten ihn mal lieber dort reinstecken sollen, den Schill……dort hätte er sicher viele alte Bekannte getroffen.

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