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Angriff auf die Davidwache war keine Polizei-Legende

Es ist nun fast ein Jahr her, genauer gesagt in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 2013, als ca. 40 Vermummte die Polizeiwache auf der Reeperbahn (die „Davidwache“) angriffen und drei Polizeibeamte zum Teil schwer verletzten.

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Die berühmte „Davidwache“ (PK 15) auf der Reeperbahn in Hamburg // Foto: Arne Bratenstein (CC BY-NC-SA 2.0)

Auseinandersetzung um Deutungshoheit der Ereignisse

In den Tagen und Wochen danach entfachte ein Kampf um die Deutungshohheit der Ereignisse. So behauptete der Rechtsanwalt der linken Szene Andreas Beuth, es sei „kein Beamter vor der Davidwache Ecke Reeperbahn/Davidstraße durch einen Stein oder anderen gefährlichen Gegenstand verletzt worden“ und es habe auch „zu keinem Zeitpunkt Stein- oder Flaschenwürfe auf das Gebäude der Revierwache gegeben; erst recht nicht auf aus der Wache herauskommende PolizeibeamtInnen“. Die Polizei Hamburg musste daraufhin einräumen, dass die Attacke anders ablief als ursprünglich dargestellt: Zwar seien die Opfer keine Polizeibeamten der Davidwache gewesen, sondern eine Streifenwagenbesatzung, die von einer flüchtenden Tätergruppe angegriffen worden seien, die aus der Richtung Davidwache gekommen sei. Die Attacke habe sich also nicht direkt vor der Davidwache, sondern etwa 200 Meter entfernt, an der Ecke Hein-Hoyer-Straße und Seilerstraße abgespielt.

Immer wieder wurde behauptet, das Ereignis hätte insgesamt nicht stattgefunden und sei nur ein Vorwand gewesen, um ein Gefahrengebiet in Hamburg einrichten zu können.

Staatsanwaltschaft: Es gab den Angriff auf die Davidwache

Zwar sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, die Staatsanwaltschaft geht jedoch nach bisherigem Kenntnisstand davon aus, dass aus der vor der Wache befindlichen Gruppe heraus tatsächlich Gegenstände auf die Wache und die aus der Wache kommenden Polizeibeamten geworfen wurden. Die Vernehmung von Zeugen aus Bremen ergab dagegen gerade nicht, dass es keinen Angriff gab, da die Zeugen die Geschehnisse nicht durchgehend, sondern wohl lediglich phasenweise haben beobachten können.

Die Auseinandersetzung mit der „linken Szene“ gipfelte vor Silvester mit einer Ankündigung der Polizei, ein Schusswaffengebrauch wäre „situationsbedingt wahrscheinlich“. Ein Beamter erlitt bei dem Vorfall einen Kiefer- und Nasenbruch sowie eine Schnittverletzung im Gesicht, als ihm aus nächster Nähe ein Stein ins Gesicht geschlagen wurde. Er ist inzwischen zwar körperlich genesen, hat sich allerdings versetzen lassen.


4 Kommentare zu “Angriff auf die Davidwache war keine Polizei-Legende

    • @Hans: Wir haben nach einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft uns gegenüber den Text noch einmal überarbeitet. Es bleibt jedoch dabei, dass die Zeugen nach jetzigem Kenntnisstand gerade nicht als Beweis dafür dienen, dass kein Angriff stattgefunden habe.

      • @Strafakte.de:
        Ein Beweis dafür, dass etwas nicht stattgefunden hat, ist auch nicht erforderlich. Oder gilt hier statt der Unschuldsvermutung auch schon die Beweislastumkehr, wie z. B. bei Dopingverdacht?

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