Das Strafverfahren gegen den Jugendpfarrer Lothar König vor dem Amtsgericht Dresden ist heute geplatzt. Sein Strafverteidiger Johannes Eisenberg hat ca. 160 Stunden ungeschnittenes Videomaterial zugespielt erhalten, das ursprünglich von der Polizei aufgenommen wurde. Ohne die vollständige Sichtung des Materials – die einige Monate in Anspruch nehmen werde – sei kein faires Verfahren möglich.
Ein kurzer Ausschnitt daraus – mit einer Kommentierung der Verteidigung – ist hier anzusehen.
Vorwurf der bewussten Fälschung von Beweisen
Eisenberg erklärte heute, die jetzt aufgetauchten Bilder sprächen für Manipulation. Die Polizei habe wohl eine „Fälscherwerkstatt“ betrieben. Schon vorher hatten andere Aufnahmen König entlastet: Zuletzt präsentierten seine Verteidiger Videos – aufgenommen vom Dach des Lautsprecherwagens, den König lenkte. Auf einem ist zu sehen, wie sich ein mutmaßlicher Steinewerfer auf den fahrenden Transporter rettet und daran festhält. Mehrere Polizisten verfolgen den Wagen, zwei von denen schnappen nach dem Flüchtenden. Einer von ihnen schlägt wie von Sinnen mit dem Schlagstock auf den Mann ein, trifft ihn in der Nähe des Kopfes und reißt ihn vom fahrenden Wagen fort. Eine Momentaufnahme, die für Entsetzen im Gerichtssaal sorgte.
Gegen beide Polizeibeamten werde seither wegen Körperverletzung im Amt ermittelt.
Prozess gegen Lothar König wird neu aufgerollt
Das Gericht wird das Verfahren voraussichtlich erst in vier bis sechs Monate neu aufrollen. Der 59-jährige Jugendpfarrer hatte im Februar 2011 in Dresden an einer Demonstration gegen den Aufmarsch von Rechtsextremisten teilgenommen. Dabei soll er zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten schweren Landfriedensbruch, versuchte Strafvereitelung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor. König selbst hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Nachtrag: Das Verfahren wurde im November 2014 (!) nicht neu aufgerollt, sondern wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden eingestellt.
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