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Etliche Mordfälle bleiben aus Kostengründen ungeklärt

Der anerkannte Rechtsmediziner Michael Tsokos, der das Institut für Rechtsmedizin an der Berliner Charité leitet, erhebt schwere Vorwürfe: Etliche Mörder bleiben unerkannt, falsche Anschuldigungen führen zu Verurteilungen – aus Kostengründen, weil Rechtsmediziner nicht hinzugezogen werden.

Im Prinzip ist der Vorwurf nicht neu, Sabine Rückert hatte bereits in ihrem 2000 erschienenen Buch „Tote haben keine Lobby“ auf diese Problematik hingewiesen, nachdem der anerkannte Münsteraner Rechtsmediziner Prof. Bernd Brinkmann darauf hingewiesen hatte, dass wohl jeder zweite Mord in Deutschland unentdeckt bleibe. Aber auch heute noch -insbesondere in den Flächenländern wo die Rechtsmedizin mehr als 80 km entfernt ist- verzichte die Staatsanwaltschaft häufig auf rechtsmedizinische Gutachten, so Tsokos:

So absurd das klingt: Das Teuerste an einer Obduktion ist der Transport des Leichnams.

Und auch der Fall Kachelmann wird von Michael Tsokos noch einmal aufgegriffen:

Ich habe die Verletzungsbilder auf einem rechtsmedizinischen Kongress gesehen. Auch wenn das vermeintliche Opfer an seiner Darstellung festhielt: Für das geübte Auge sprach vieles dafür, dass die Betreffende sich die Verletzungen selbst beigebracht hatte. Die leichte Erreichbarkeit der schnittführenden Hand, die Anordnung der Verletzungen. Schmerzempfindliche Zonen wurden ausgespart. Das waren deutliche Hinweise. Dieser Fall wurde zum Desaster, weil der zuständige Kollege sich in seinem Gutachten nicht festlegen wollte.

Das komplette Interview ist auf SPIEGEL ONLINE nachzulesen.