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Prozessbeginn im Fall Jonny K.

In diesen Minuten beginnt im Kriminalgericht Moabit der Prozess gegen sechs junge Männer wegen des tödlichen Angriffs auf Jonny K. am Berliner Alexanderplatz. Im Schwurgerichtssaal 500, der vor einigen Jahren zum Hochsicherheitssaal umgebaut wurde, müssen sich die 19- bis 24-jährigen Angeklagten wegen der Geschehnisse im Oktober 2012 verantworten. Der Fall hatte ein weltweites Medienecho hervorgerufen, einerseits wegen der Brutalität der Tat und der Banalität des Anlasses, zudem aber auch wegen der politischen Verwicklungen zwischen der Türkei und der Bundesrepublik um die Staatsangehörigkeit des Haupttatverdächtigen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, den 20-jährigen Jonny K. mit Tritten gegen den Kopf so schwer verletzt zu haben, dass er am Tag darauf an den Folgen starb. Die Anklage lautet auf Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei. Einen Tötungsvorsatz, der eine Anklageerhebung wegen Totschlags oder Mordes begründet hätte, konnte weder durch die Obduktion – noch durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nachgewiesen werden. Der Hauptverdächtige wird von Rechtsanwalt Axel Weimann vertreten, der bereits ankündigte, dass sein Mandant an der Wahrheitsfindung aktiv mitwirken werde.

Als Nebenklägerin tritt die Schwester des Opfers, Tina K., auf, die den Verein „I Am Jonny“ ins Leben gerufen hatte. Für das Strafverfahren sind bisher zehn Verhandlungstage angesetzt.

Nachtrag (03.06.2013): Das Strafverfahren muss neu aufgerollt werden, nachdem ein Schöffe in der B.Z. mit den Worten zitiert wurde, die Verteidiger wollten mit ihren Anträgen „halt den Prozess kaputt machen“. Die Strafkammer brach das Verfahren wegen der Besorgnis der Befangenheit eines Richters ab, ohne entsprechende Anträge der Verteidigung abzuwarten. Der Vorsitzende Richter Helmut Schweckendieck bedauerte den Vorfall. Zuvor war der Schöffe bereits aufgefallen, als er während einer Verhandlung einen Zeugen unbeherrscht anfuhr: „Sind Sie zu feige, eine Aussage zu machen, oder wollen Sie das Gericht verarschen?“. Drei der Angeklagten wurden nun aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Prozess soll am 6. Juni erneut beginnen.