Mehr als 18 Jahre seines Lebens verbrachte „Milliarden-Mike“ hinter Gittern, wurde als Deutschlands gerissenster Hochstapler und – wie viele Hamburger Kiez-Legenden zu dieser Zeit – durch den „Boxsport“ bekannt. Er bezeichnet sich selbst aber lieber als „hanseatischen Kaufmann“.
Karriere auf dem „Kiez“ – der Hamburger Reeperbahn
Der 55-jährige, der weder richtig lesen noch schreiben kann, ist im Leben viel herumgekommen: als Börsenspekulant, Diamantenhändler, „Modell“-Agenturbesitzer, Rolexträger, Bentley-Fahrer, Baron und jüngst sogar Senator von Liberia mit Diplomatenpass. Seinen größten Coup landet er jedoch, als er einen Privatier um mehr als sechs Millionen Euro betrügt, was ihm sechs Jahre wegen Urkundenfälschung, Betrugs und Hehlerei in „Santa Fu“ einbringt.
Flucht vor der Sicherungsverwahrung
Nur wenige Tage vor Ablauf seiner regulären Freiheitsstrafe setzte er sich allerdings ab, um einer Sicherungsverwahrung zu entgehen. Man kann sich wohl ungefähr vorstellen, welche Prognose die Richter dem Hochstapler ausstellten, als sie Sicherungsverwahrung anordneten. Diese Maßregel wird nur angewendet, um die Allgemeinheit vor gefährlichen Straftätern zu schützen – im Fall von Milliarden Mike wegen seiner hohen kriminellen Energie und der nicht gezeigten Reue. Während eines Freigangs gelang ihm die Flucht durch ein Toilettenfenster, als die begleitenden Beamten im Garten Grillwürste mit dessen Halbschwester aßen, die er als Freigänger besucht hatte. Schlagzeilenwirksam forderte er nach seiner Flucht die deutschen Behörden über „Bild“ auf, die Sicherungsverwahrung gegen ihn aufzuheben. Nach eigener Aussage wollte er unterdessen in Portugal abwarten, bis die Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die deutschen Regelungen zur Sicherungsverwahrung kippten, um dann als freier Mann nach Hamburg zurückkehren. Daraus wurde jedoch nichts: Nach wenigen Wochen wurde er in Faro verhaftet und den deutschen Behörden überstellt. Es dauerte aber nicht mehr lange, dass der EGMR die Sicherungsverwahrung tatsächlich kippte – seit 2011 ist er wieder auf freiem Fuß.
Milliarden-Mike liebt den großen Auftritt
Anfang Juli diesen Jahres wurde Milliarden-Mike zwar von einem Unbekannten angeschossen, mittlerweile ist er jedoch wieder obenauf und fährt mit seinem weißen Jaguar durch Hamburgs Straßen. Er bedient immer noch jedes Hochstapler-Klischee und liebt den großen Auftritt – mit 30.000 Euro in der Tasche und der Diamant-Rolex am Arm. Jeder gute Betrüger müsse bunkern, schließlich wisse man ja nie, wann man „weg“ sei – das wäre nur eine Frage der Zeit.
Wie er es immer wieder schaffte, Menschen übers Ohr zu hauen? Das sei eigentlich ganz einfach: „durch die Gier der Reichen“. Heute berate er wieder „die Reichen“ – diesmal allerdings, wie diese sich vor Betrügern schützen können. Wer solle das auch besser wissen als er. Nach eigener Aussage bekomme er dafür einen Stundenlohn von 1.000 Euro.