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Die Akte der Rechtsanwältin Nicole Schneiders

Nicole Schneiders ist Strafverteidigerin aus Karlsruhe und verteidigt Ralf Wohlleben im NSU-Prozess. Sie gilt als einzige der Rechtsanwälte im NSU-Prozess als „ideologisch geprägt“, eine Nazi-Anwältin will sie aber nicht sein.

Neue Akten, die dem Team Investigative Recherche des stern vorliegen, zeichnen allerdings ein anderes Bild der Rechtsanwältin: Schon als Teenager soll sie im Rahmen einer rechten Veranstaltung zum ersten Mal aktenkundig geworden sein und in den Folgejahren laufend vom Verfassungsschutz beobachtet worden sein.

In einem ausführlichen Portrait schreibt Lena Kampf auf stern.de:

Keine Nazi-Anwältin? Akten vom Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) Baden-Württemberg, die stern.de vorliegen, zeigen: Nicole Schneiders ist seit fast 20 Jahren Bestandteil der rechten Szene. Die Unterlagen ergeben das plastische Bild einer Rechtsextremistin – und ihrer Karriere als Anwältin der Nazis.

Nicole Schneiders, damals Schäfer, studierte u.a. in Jena und zeigte sich sehr engagiert:

Videoaufnahmen zeigen sie bei NPD-Veranstaltungen mit Ralf Wohlleben und bei einer NPD-Demo in Leipzig mit dem verurteilten Volksverhetzer Horst Mahler. Sie lacht, während die Aktivisten Slogans brüllen: „Ruhm und Ehre der Waffen-SS!“ Frank Schwerdt, damals NPD-Landesvorsitzender in Thüringen, wird später als Zeuge im NSU-Ermittlungsverfahren aussagen: Beate Zschäpe sei ihm nicht bekannt gewesen, als Frau sei ihm da die Frau Schneiders aufgefallen.

Als sie im Jahr 2011 das Mandat für Wohlleben übernimmt, gibt sie eine Pressemitteilung über ihre NPD-Mitgliedschaft heraus – um „Spekulationen zu meiner Person vorzubeugen“. Sie räumt darin ein, in den Jahren 2000/2001 während ihres Studiums in Jena nur „kurzzeitig“ Mitglied im Kreisverband der NPD Jena gewesen zu sein.

Eine gute Woche später findet sich eine weitere Pressemitteilung auf der Internetseite der Kanzlei, in der sie damals angestellt war:

Aufgrund des enormen öffentlichen Druckes, sehe ich mich gezwungen, meiner Mitarbeiterin Frau Rechtsanwältin Nicole Schneiders, unter Einhaltung der gesetzlichen Fristen, zu kündigen.

Aus ihrer Zeit in Jena kennt sie wohl Ralf Wohlleben, der Vorsitzender dieses Kreisverbandes war. Nach einigen Presseberichten soll sie sogar dessen Stellvertreterin im Vorstand jenes Kreisverbandes gewesen sein. Dass sich beide sehr vertraut sind, daran ließ man am ersten Verhandlungstag im NSU-Prozess keine Zweifel aufkommen. Insgesamt hält sich RAin Nicole Schneiders sehr bedeckt, nimmt zu den Vorwürfen keine Stellungnahme und kommuniziert hauptsächlich über ihre Facebook-Seite – allerdings wenig Substanzielles.