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Acht mutmaßliche Käufer von Jura-Examen angeklagt

Die Affäre um verkaufte Jura-Examen ist mit dem Urteil gegen Jörg L. zu fünf Jahren Freiheitsstrafe (rechtskräftig) keineswegs beendet. In den nächsten Wochen sollen Hauptverhandlungen gegen acht „falsche“ Juristen geführt werden, die vorab Examensaufgaben sowie Lösungshinweise von dem ehemaligen Referatsleiter im Landesjustizprüfungsamt erhalten haben sollen.

Gegen Geld, für Sex oder schlicht aus Mitleid

Die Staatsanwaltschaft Verden hat nach dem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Paywall) Anklage gegen acht Juristen vor den Amtsgerichten in Celle und Lüneburg erhoben. Den früheren Referendaren werde in vier Fällen Bestechung, in drei Fällen Beihilfe zum Geheimnisverrat und in einem Fall Anstiftung zum Geheimnisverrat vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Darüber hinaus werde gegen fünf weitere Juristen noch ermittelt, ebenso wie gegen einen Hamburger Repetitor, der Jörg L. geholfen haben soll.

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Der Traum von der Juristenkarriere endet als Angeklagter vor Gericht // Foto: Freelancer0111 / pixelio.de

Aberkennungsverfahren gegen zwei Proberichter

Monatelang hatte der ehemalige Richter verzweifelten Examenskandidaten Lösungshinweise zu ihren Prüfungen gegeben – teilweise gegen Geld, zum Teil für Sex, manchmal wohl auch schlicht aus Mitleid oder Sympathie.

Auch das niedersächsische Justizministerium ist weiterhin mit dem Fall befasst: Sonderprüfer hatten in monatelanger Kleinarbeit aus 2.000 neu bewerteten Examen 15 faule Fälle gefiltert, gegen die dann Verfahren zur Aberkennung ihrer Abschlüsse eingeleitet worden waren, darunter auch gegen zwei Proberichter. Sechs wehren sich noch vor Gericht gegen die Aberkennung, die anderen hätten die Entscheidung akzeptiert.


4 Kommentare zu “Acht mutmaßliche Käufer von Jura-Examen angeklagt

  1. Ich kann kein Mitleid empfinden. Es geschieht den Betrügern zurecht, schließlich mussten sich alle andere ihr Examen auch hart erkämpfen!! Und gerade, wenn die wirklich fachlich so schlecht qualifiziert sind …

    Das würde allerdings den Habitus mancher Strafrichter verständlich machen!

  2. Auch Juristen können den Versuchungen der Kriminalität nicht widerstehen. Die Vorstellung, sie würden dann aber bei der Ausübung ihrer Ämter als Staatsanwälte oder Richter die Gesetze immer achten, ist eine Fiktion.

    Bei der Machtfülle, die sie besitzen, wäre viel mehr Kontrolle notwendig.

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