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Wie hätten Sie geurteilt?

Einmal Richter spielen und selbst Urteile fällen. Zumindest in sieben digitalen Sachverhalten ist das nun im Rahmen der ARD Themenwoche möglich. Es geht um das Thema Gerechtigkeit. Alle interessierten User bekommen nacheinander sieben Sachverhalte präsentiert, welche inhaltlich eine strafbare Handlung darstellen. Anschließend sind eine Reihe Anhaltspunkte wie Vorstrafen und Verdienst angegeben, um eine Strafzumessung möglich zu machen. Zu guter Letzt sind eine Reihe von Bestrafungen zur Auswahl vorgegeben. Diese erstrecken sich von erziehenden Maßnahmen wie gemeinnützige Arbeit über verschieden hohe Geldstrafen bis hin zu unterschiedlich langen Freiheitsstrafen. Direkt im Anschluss erscheint ein Diagramm wie andere User in diesem Fall entschieden haben aber auch wie Berufsrichter und Staatsanwälte sie Sachlage beurteilen.

Doch wozu das Ganze? Hintergrund ist das Forschungsprojekt „Strafkulturen auf dem Kontinent – Frankreich und Deutschland im Vergleich“. Durchgeführt wird dieses von einem Team aus deutschen und französischen Wissenschaftlern. Ziel des Projektes ist ein Vergleich zwischen professionellen Rechtsanwendern und juristischen Laien sowie die Ausarbeitung der Unterschiede zwischen den Urteilen der teilnehmenden User. Freiwillig können Geschlecht, Alter und PLZ abgesendet werden, um entsprechende Auswertungen zu ermöglichen.

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Im Namen des Users – ARD Themenwoche Gerechtigkeit Foto: sebra/shutterstock

Urteilsfindung der User – So unterscheidlich fallen die Ergebnisse aus

Die Auswertungen der Themenwoche aus dem November sind bereits online zu finden und zeigen anschaulich wie unterschiedlich die User entschieden haben. Regional zeigt sich insgesamt kein einheitliches Bild. Sowohl harte als auch milde Urteile sind im ganzen Bundesgebiet zu finden. Lediglich der Stadt-Land-Vergleich zeigt, dass die Urteile milder ausfallen je größer die Stadt ist. Deutlich wurde dies gerade bei Fällen zur Beamtenbeleidigung und Marihuana-Handel. Auch eine eindeutige Abgrenzung zur Milde oder Härte im Alter bleibt aus. Hier kommt es ebenso auf das einzelne Delikt an. Zum Nachlesen regt auch die Auswertungen der Urteile von Männern und Frauen ein. Einen Ladendiebstahl bestrafen Frauen milder, während Männer bei einer Alkoholfahrt weniger hart urteilen. Kein Verständnis für häusliche Gewalt besteht bei beiden Geschlechtern, wobei Frauen nur in diesem Fall prozentual häufiger eine Freiheitsstrafe über einem Jahr fordern als Männer.

Interessante Werte zeigen sich im Hinblick der Strafzumessung bei vorbestraften Tätern. Insgesamt fallen die Urteile zum gleichen Sachverhalt bei bestehenden oder nichtbestehenden Vorstrafen zwar unterschiedlich aus. Jedoch ergibt sich gerade bei einem Ladendiebstahl ein deutliches Bild. Während die User hier noch immer an erzieherischen Maßnahmen festhalten, beurteilen Berufsrichter und Staatsanwälte die Sachlage anders. Die Sanktionen fallen in diesen Fällen deutlich härter aus als die der Hobby-Richter.

Forscherteam sammelt weiterhin die Urteile der User

Mitmachen ist immer noch möglich. Auch weiterhin sammelt das Forschungsteam die Urteile von Hobby-Richtern. Natürlich ist eine Teilnahme auch ohne die Datenerhebung möglich. Sicherlich eine spannende Angelegenheit, um sich einmal mit Berufsrichtern und Staatsanwälten aber auch mit anderen Usern vergleichen zu können. Wie hätten Sie geurteilt?


2 Kommentare zu “Wie hätten Sie geurteilt?

  1. Danke für den interessanten Ansatz. Ich werde mich bei den nächsten Wahlen als Schöffe bewerben und dabei alles daransetzen, so gerecht und objektiv wie möglich zu sein.

  2. hallo.
    wie würde ich urteilen kann ich nur ,,sagen“ wenn ich einige Infos bekomme !
    Danke
    S.Anders

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