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Hoeneß nicht am Platz von Zschäpe

Im März 2014 beginnt der Prozess gegen den Angeklagten Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Dass der Präsident des FC Bayern München nicht wie ein „gewöhnlicher“ Krimineller behandelt wird, war wohl abzusehen. Das Verfahren gegen ihn findet im Saal 134 des Münchener Justizpalastes statt – also einem seiner Stellung angemessenen – gerade frisch renovierten Sitzungssaal. Natürlich nur rein zufällig und „aus Platzgründen“.

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Der Justizpalast München – hier findet der Prozess gegen Hoeneß statt // Foto: Wikipedia / Dipod (CC BY-SA 3.0)

Bisher wurden in dem neobarocken Gebäude nur Zivilsachen verhandelt, so dass man glatt den Eindruck gewinnen könnte, dass man dem Uli den Weg in das schmuddelige Strafjustizzentrum ersparen möchte. Schließlich klingt „Justizpalast“ doch auch gleich viel netter und vor allem weniger kriminell. Und selbstverständlich kann ihm wegen seiner „Lebensleistung“ auch nicht zugemutet werden, an sitzungsfreien Tagen im „NSU-Saal“ an der Stelle Platz zu nehmen, an der sonst Beate Zschäpe sitzt. Was würde das für ein Bild von diesem sensiblen Zeitgenossen in der Öffentlichkeit abgeben?

Oder, um mit dem großartigen Dieter Hildebrandt zu sprechen: Steuerhinterziehung, in Bayern ist das kein Missbrauch, sondern Brauch.

 


6 Kommentare zu “Hoeneß nicht am Platz von Zschäpe

  1. Man kann natürlich auch überall wilde Verschwörungstheorien sehen.

    Ich versuche mich auch mal:

    Die Unterbringung von Gerichten in Justizpalästen diente schon immer dazu dem armen Bürger die drückende Überlegenheit des Staates aufzuzeigen und ihn alleine schon durch die monumentale Wucht des Gebäudes zu einem Geständnis und freiwilligem Knast zu bewegen.

    Man kann also an dieser Stelle schon erkennen, dass UH niemals ein faires Verfahren bekommen wird, wird er doch schon vor dem Prozess so derart unlauter unter Druck gesetzt

  2. Sorry, nur weil ein angeblicher Gerichtsreporter irgendwas von „man will Hoeness nicht zumuten“ dahinschmiert (natürlich ohne dass er dafür irgendeine berufene oder nicht berufene Quelle hätte), muss man das ja nicht glauben.
    – für jeden Besucher des Strafjustizzentrums in München,der mal beim NSU-Prozess zusehen will. ist ersichtlich, dass dort für den NSU-Prozess alles mögliche ausgebaut, umgebaut, für Catering, Zeugenbetreuung, Nebenkläger, Presse und Polizei belegt ist.Der „NSU“-Saal ist zudem eigentlich für Schwurgerichtsprozesse vorgesehen, und davon wird es auch 2014 noch einige in München geben. Von einem Ausweichen, weil Hoeness nicht auf Zschäpes Platz sitzen soll, daherzufaseln, kann nur einem ausgewiesenen Ahnungslosen einfallen.
    – gerade die Medien haben doch herumgeheult, dass sie nicht genügend Plätze haben. Das Platzproblem wird sich doch verschärfen, wenn parallel NSU, Landesbank und Hoeness laufen, wo sich die Medienmeute ebenfalls breitmachen wird. Dass man dann eine Ausweichmöglichkeit mit viel Platz sucht, bei der andererseits bereits die Logistik (z.B. für Einlasskontrollen schon mal vorhanden ist, ist mE einigermaßen verständlich.

    Übrigens gab es im Münchener Justizpalast bis zum Bau des Strafjustizzentrums Strafprozesse.

    • Vielleicht gab es da auch irgendwann einmal Strafprozesse, dann wurde dafür extra das Strafjustizzentrum gebaut, welches auch 2014 an allen anderen Tagen (an denen kein NSU-Prozess stattfindet) mit Ausnahme vielleicht einiger anderer Verfahren leer stehen wird.

      Ich finde es dann wirklich erstaunlich, dass man für ausgerechnet dieses Verfahren und die danach folgenden Prozesse mit prominenter Beteiligung das Gebäude wechselt. Aber ich bin ja ausgewiesen ahnungslos wie ein anonymer Schneidermeister (sicherlich ausgewiesener Gerichtsexperte) feststellen zu können glaubt. Warum sich ein Platzproblem für die Medien verschärfen sollte, wenn an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Verhandlungen in dem Saal stattfinden, muss mir der „Experte“ aber noch einmal erklären! Schlafen die Presseleute auch in dem Saal? Anonym lässt es sich immer so herrlich rumprollen äh … trollen!

      Was ich nicht erstaunlich finde, ist hingegen, dass der Kommentar von einer IP-Adresse kommt, die der Domain „bayern.de“ zugeordnet ist.

  3. Da sieht man mal wieder das erst ein Nicht-Jurist (Hildebrandt) den Juristen erklären muß, wie es zu dem »Eigentor« von Hoeneß kam, also das das Verfahren eröffnet wurde. Er hätte sich erst an den derzeitigen obersten Schiedsrichter (Bayern Chef Seehofer) wenden sollen. Alternativ hätte man auch Beckenbauer und Rummenicke als »Sturm« vorschicken können, um die gegnerische Mannschaft (Finanzbehörden) zu umspielen…

  4. Ich denke, dass schneidermeister, auch wenn er ziemlich scharf formuliert, im Kern Recht hat. In dem SZ-Artikel stellt der Journalist einfach mal eine Behauptung auf, ohne dass man erfährt, wo er das denn her hat oder ob er sich das angebliche Sitzplatznichtzumutenwollen einfach nur selbst ausgedacht hat.
    Das Platzproblem scheint ja gerade alle Kammern an den Münchner Gerichten zu betreffen, der NSU-Prozess zieht sich vermutlich noch über 2014 hin und dann einen weiteren großen Saal nicht nur für eines, sondern für drei größere öffentlichkeitswirksame Verfahren in 2014 anderswo einzurichten,ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Worin da eine Bevorzugung gerade für Hoeness liegen soll, ist mir nicht so klar.

    p.s.: Ich habe selbst mal einen blog betrieben, der dann leider getrollt und gespamt wurde. IP-Outing ohne dass man selbst als Betreiber persönlich angefeindet wird, finde ich persönlich nicht fair, jedenfalls solange man eine Kommentarfunktion ohne Registrierung anbietet.

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