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Geschichte eines Referendars: Erst Examen – dann Exil

Es gibt Bücher, die man gelesen haben sollte: Die „Geschichte eines Deutschen“ von Sebastian Haffner gehört jedenfalls dazu. Er verarbeitet darin autobiografischen Erinnerungen der Jahre 1914 bis 1933 und insbesondere der zweite Abschnitt („Die Revolution“) sollte zur Pflichtlektüre im Rechtsreferendariat zählen. Darin beschreibt Haffner, wie er als 25-jähriger Justizreferendar am Berliner Kammergericht 1933 die Machtübernahme Hitlers erlebte und Zeuge eines dramatischen Umbruchs wurde, der schließlich auch sein Leben aus der Bahn warf. Insoweit ist es auch die Geschichte eines Referendars, der durch kluge Schlussfolgerungen glänzt:

Es ist ein Duell zwischen sehr ungleichen Gegnern: einem überaus mächtigen, starken und rücksichtslosen Staat und einem kleinen, anonymen unbekannten Privatmann.

Haffner schildert in seinen Erinnerungen die inneren und äußeren Konflikte zwischen ihm und dem NS-Regime. Sein bester Freund musste fluchtartig emigrieren, die Liebe zu einer jungen jüdischen Frau zerbrach. Immer weniger konnte er sich dem Strudel aus Terror und Verführung entziehen. Sein Leben geriet zu einer Gratwanderung zwischen Anpassung und Ablehnung.

Schließlich wurden die Berliner Referendare im Herbst 1933 in ein „Gemeinschaftslager“ nach Jüterbog versetzt, wo sie auf die neue politische Linie eingestellt wurden: „Recht ist, was dem Volke nützt“. Nach seinem Assessorexamen emigrierte Haffner nach London.

Auf der Grundlage des Buches verfilmten Peter Adler und Gordian Maugg die Machtübernahme Hitlers sehr sehenswert aus der persönlichen Sicht Sebastian Haffners. Seine „Erinnerungen“ sind die eines Beobachters, der nicht nur das Verhalten seiner Zeitgenossen kritisch reflektiert, sondern auch sein eigenes.