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Liebesdienste für Häftlinge

Einer Gefängnispsychologin, die in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim arbeitete und nun seit August 2013 selbst in Untersuchungshaft sitzt, wird seit Dienstag vor dem Amtsgericht München der Prozess gemacht. Ihr wird vorgeworfen, zwei Häftlinge sexuell missbraucht zu haben und ihnen Originalschlüssel für Zellentüren zum Nachmachen überlassen zu haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Die 50-Jährige soll seit 2006 – kurz nachdem sie in Stadelheim begonnen hatten – mit einem Gefangenen eine intime Beziehung unterhalten und sich für die Liebesdienste mit durchweg positiven Stellungnahmen in seinem Abschiebungsverfahren „erkenntlich gezeigt“ haben. Laut Anklage kam es im Büro der Psychologin in mindestens 30 Fällen zum Geschlechtsverkehr. Dem anderen Inhaftierten habe sie  Mobiltelefone verschafft und vorübergehend Zellen- und Durchgangsschlüssel überlassen, die er in einen Teig aus zerkautem Brot gedrückt und diese Gussformen mit verflüssigtem Kunststoff füllte. Dafür soll sie über 2.000 Euro von dem 25-jährigen erhalten haben. Die hergestellten Schlüssel wurden in der Zelle gefunden und führten zu der Anstaltspsychologin. Daraufhin mussten sämtliche Schlösser der JVA erneuert werden.

In der Wohnung der Angeklagten konnte die Polizei mehr als 100 Liebesbriefe des einen Häftlings sicherstellen. Zum Prozessauftakt räumte sie den Sex mit ihm auch ein. Sie habe jedoch kein Abhängigkeitsverhältnis ausgenutzt und ihre Gutachten jeweils nach besten Wissen und Gewissen erstattet. Die anderen Vorwürfe stritt die Angeklagte dagegen ab.

Stadelheim scheint eine Hochburg des Schmuggels und der Bestechlichkeit zu sein: Hunderte Mobiltelefone wurden schon bei Gefangenen sichergestellt, auch Rauschgift ist regelmäßig in den Zellen zu finden. Erst 2012 wurde ein JVA-Beamter zu drei Jahren und neun Monaten Haft wegen der Verschaffung von Handys und Drogen gegen Entgelt verurteilt. Eine Vollzugsbeamtin unterhielt ebenfalls zu einem Häftling eine sexuelle Beziehung. Sie passte auf, während er die dreckige Wäsche der Häftlinge sortieren musste. In der Wäscherei soll dann ebenfalls zum Sex gekommen sein. Die Frau, die mittlerweile mit dem ehemaligen Häftling zusammenlebt, wurde unterdessen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.