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Gravierende Sicherheitsprobleme in der U-Haft

In der Hamburger Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis bestehen allem Anschein nach gravierendere Sicherheitsprobleme als bislang angenommen. So sind zum Beispiel zahlreiche Metallgitter vor den Zellenfenstern defekt oder zerbrochen. Das Hamburg Journal filmte, wie Häftlinge durch die Lücken in den Fenstergittern mit einer Flasche am Seil einige Gegenstände von einer Zelle zu nächsten schmuggeln.

Erst vor knapp drei Wochen war ein Häftling aus dem Untersuchungsgefängnis ausgebrochen. Der Vorfall löste eine Diskussion um die Sicherheit aus und die Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) ließ sicherheitshalber den gesamten Zellentrakt räumen.

Auf diesem älteren Foto ist im Vordergrund noch der Wachturm zu sehen // Foto: Wikipedia/Staro1 (CC BY-SA 3.0)

Bereits in der Silvesternacht 2007 war ein Untersuchungshäftling über die Mauern geklettert und hatte ein äußerst schlechtes Licht auf die Sicherheitsvorkehrungen in der JVA geworfen. Die danach in Auftrag gegebene Sicherheitsanalyse hatte ergeben, dass statt der Wachtürme auf moderne Gefängnismauern setzen solle – frei nach dem Motto „Technik statt Menschen“. An dieser Maßnahme übt René Müller als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands der Hamburger Justizbediensteten jetzt scharfe Kritik: Dadurch sei Übersicht und Sicherheit verloren gegangen, welche die installierten Kameras und sonstigen technische Sicherungen nicht kompensieren könnten. Insbesondere bliebe der Schmuggel von Zelle zu Zelle dadurch oftmals unbemerkt. Man könne schließlich nicht ständig den gesamten Zellenbereich mit der Kamera ableuchten.

Mit besetzten Wachtürmen wäre auch der Ausbruch vor zwei Wochen nicht geschehen, ist sich Müller sicher. Der Personalmangel sei für die Hamburger Gefängnisse jedoch wohl die größte Sicherheitslücke. So seien diese während der Nachtstunden häufig unterbesetzt: „Schutz der Bevölkerung und Resozialisierung mit dem derzeitigen Personalbestand zu leisten, ist schwer, wenn nicht gar unmöglich.“