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Darf man Kindern solche Fragen stellen?

Dunkelfeldforschung über sexuellen Missbrauch von Kindern SexualstrafrechtGewohnt scheinheilig interessiert fragt „Bild“ regional (Düsseldorf) ihre Leser, welche Fragen man Kindern eigentlich stellen darf. Unter der äußerst fragwürdigen Headline „Wirbel um Kindersex-Studie“ zitiert deren Redakteur Peter Poensgen einige Fragen, die aktuell im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Regensburg an ca. 12-14 Jahre alte Schülerinnen und Schülern in Nordrhein-Westfalen gestellt werden.

Nicht allerdings ohne vorher darauf hinzuweisen, dass diese Fragen bereits in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen „gestoppt“ wurden. Gestern berichtete bereits die „Süddeutsche Zeitung“ darüber.

Die von „Bild“ ausgewählten Beispielfragen lauten:

  • „Hat jemand jemals gegen Deinen Willen versucht mit Dir analen Geschlechtsverkehr (in den Po) zu haben?“
  • „Hat Dich jemals jemand dazu gedrängt, seinen Penis oder den einer anderen Person in den Mund zu nehmen?“
  • „Wurdest Du jemals von einer anderen Person zur Prostitution (Sex gegen Geld) gezwungen?“
  • „Hat eine andere Person gegen Deinen Willen versucht ihre Finger oder ein Objekt in Deine Scheide oder Deinen Anus (Po) einzuführen?“
Es ist unschwer zu erkennen, dass es hier keineswegs um eine Erforschung von „Kindersex“ (wobei diese Bezeichnung bei einem Alter von 12-14 eigentlich schon ausscheidet), sondern um sexuellen Missbrauch geht. Für „Bild“ scheinbar nur ein unwesentlicher Unterschied.

Die Universität Regensburg hat für das Projekt „Mikado“ eine Internetseite eingerichtet, auf der man sich umfassend informieren kann – selbst Journalisten sind dort willkommen. Dort kann man beispielsweise auch nachlesen, dass vor Durchführung der Befragung sowohl das Einverständnis der Schüler als auch das der Erziehungsberechtigter eingeholt wird und den Schülerinnen und Schülern freigestellt ist, an der Studie teilzunehmen oder eben auch nicht. Natürlich können einzelne Fragen auch nicht beantwortet oder die Teilnahme jederzeit auch komplett abgebrochen werden.

Das alles vergisst „Bild“ zu erwähnen.

Dabei kann eine solche Studie endlich Antworten zu einer Reihe von Fragen geben, die die Kriminalitätsforschung schon lange beschäftigen.


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